Morgenstunde

Es war einer jener Sonntage, die noch im Winter liegen, aber schon zum Frühling hin ihre Arme ausstrecken. Ich wachte früh auf und ging hinaus in den Garten. Es war sonnig, die Luft hatte einen flüssigen Charakter, weich und freundlich. Sie trug alle Geräusche aus dem Umkreis zu mir, glockenklar und doch eingehüllt in ein […]

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Kleine Rückenschule

Die Freiwilligen der Holzaktion mögen nicht mehr jung sein. Aber sie haben einen Händedruck wie ein Schraubstock. An langen Abenden haben sie sich aus alten Maschinenteilen Holzspalter zusammengeschweißt – eine wilde Kreuzung aus Russenpanzer und Belarus-Traktor, die eigentlich unter das Kriegswaffenkontrollgesetz fallen müsste. Nun packen sie ihre Kettensägen auf den Anhänger und fahren mit dem Traktor in den Wald. Ich klappe den Rechner zu und trabe hinterher.

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Sprachverwirrung

Dass sich so viele Menschen in den letzten Wochen mit den Bauern solidarisierten, zeugt von einem guten Gespür.

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Wer den Traktor nicht mag

Die EU-Direktsubventionen mag niemand. Aber wer sie abschaffen will, muss eine Lösung liefern, aus dem Schlamassel zu kommen. Statt die zu verurteilen, die darin stecken. […]

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Abschied nehmen

Mein jüngster Sohn ist jetzt 15 Jahre alt. In den letzten Monaten hat sich bei ihm viel verändert. Er braucht weniger Schlaf, er hat neue Interessen. Entwickelt man neue Interessen, verlieren sich meist die alten. So erging es auch meinem Sohn. Er hatte zum Beispiel in seinem Zimmer ein Aquarium, das er mit zehn Jahren […]

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Lob des Grashalms

Türkis schimmern die Kuppeln in der flirrenden Hitze. Es locken die Zauberworte Samarkand, Buchara, Chiwa – Seidenstraße und Tausendundeine Nacht. Bilder steigen auf von monumentalen Mauern der Moscheen und Medressen, die gepriesenen Reiseziele Usbekistans.  Aber wer schleppte den Lehm für den Registan heran und knetete ihn sorgfältig? Womit sind diese vielen Ziegel gebrannt? Acht Stunden […]

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Vorzeitiges Altern

Einige Jahre ist es her, dass ich auf verstärkte Bemühungen meiner Mitmenschen stieß, vorauseilend zu altern. Alle reden von Jugendwahn, aber es gibt auch eine große Alterssehnsucht. Sicher gab es das Phänomen schon vorher, längst gab es Indizien: Die Schrankwände jung verheirateter Paare oder vorgekaute Formen zu reisen, die an Butterfahrten erinnerten. Und natürlich die […]

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Herr Paul und das Jahr 1989

1989 begann ich mein Studium in Leipzig. Ich war 20 Jahre alt und frisch aus der Armee entlassen, hinter mir lagen anderthalb Jahre Wehrdienst. Ich hatte gelitten, die Zeit war ein einziger innerer Alarm gewesen. Aber nun war ich entlassen, und ich fühlte mich vollkommen frei. Es war Spätsommer, die Luft roch nach Großstadt, sie […]

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Opfer, über die niemand spricht

Manchmal passiert es mir, dass mir vom Aufnehmen der großen Themen die Ohren rauschen und das Gehirn taub wird. Dann lausche ich auf die Fehlstellen. Gibt es da noch etwas, das wichtig war?

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Über das Schlachten und das Leben lassen

Ob er die Schafe ebenfalls selber schlachte, fragte sie in einer Art, die ein Nein erhoffte. Er erfüllte ihr den Wunsch. Für die Schafe holten sie sich professionelle Hilfe.

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Mein Moped

Es gehört zum sommerlichen Landleben wie Grillfeuer und Dorffest. In der Stadt sieht man es seltener, oder es fällt im Verkehrsgetümmel kaum auf. Auf dem Land ist das anders. Unverkennbar der Geruch des Zweitakters, noch nach Minuten hängt die Fahne blau in der Straße. Singend das Fahrgeräusch: Die drei oder vier Gänge lösen mit jeweils höheren Tonfolgen einander ab, unverkennbare Gesänge, ich höre sie im Schlaf.

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Ein Dorf hat keine Wahl

Über Demokratie im ländlichen Raum zu sprechen, ist nicht mein Fach. Aber als ich mich das Kulturamt des Landkreises darum bat, habe ein paar Dinge zusammengetragen, die ich in den letzten Jahren beobachtet habe­.

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Das Leben nach dem Stubenarrest

Das freie und anspruchslose Biwakieren ist jetzt im Schwange, und es ist folgerichtig. Wenn das Leben nur noch aus Digitalem besteht, aus kaltem Licht und aus ständigem Sitzen, aus Streaming und Daten, und wenn man außerdem zwei Jahre lang mehr oder weniger in Boxen gehalten wurde, dann muss einfach irgendwann ein Durst nach frischer Luft entstehen.

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Rasen oder Wiese

Sie erzählte mir von ihrer Wiese bei einem Dorffest, zu dem die Leute aus allen Himmelsrichtungen kamen, um historische Landmaschinen zu sehen und zu zeigen. Alte Traktoren: Bulldog und Lanz, Lamborghini und andere klangvolle Namen, bei denen Kennern das Herz aufgeht. Ich erfreute mich vor allem an den herrlichen Geräuschen, die diese starken alten Maschinen machen.

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Wir und „die Russen“

Die Ostdeutschen haben ein Misstrauen gegen die Feindseligkeit, die derzeit geschürt wird. Sie wissen noch, welcher Preis dafür zu zahlen ist.

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Kaufen Sie sich eine Axt

Das Heizen mit Holz ist schön, hält jung und kann sogar nachhaltig sein. Der Green Deal im Kapitalismus 2.0 dagegen ist so grün wie ein Kamel, das durch ein Nadelöhr muss.

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Harte Arbeit – und was man dafür bekommt

Oh Mann eh, ick schaff dit allet ni. Uwe klingt am Telefon wie ein einziger Stoßseufzer. Uwe ist Maurer. Ich hatte ihn angerufen, um ihn zu bitten, an meiner Scheune zu arbeiten. Die Fundamente mussten erneuert werden, keine schöne Arbeit, man kraucht die ganze Zeit auf dem Boden herum und frickelt halbe Steine unter die […]

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Über die Kälte

Meine Nachbarn hatten sich eine Katze angeschafft, ein schwarzweiß geflecktes kleines Tierchen. Sie nannten sie Minou. Die Nachbarn lebten in Berlin und konnten sich nur am Wochenende um ihr Tier kümmern. Für Minou war das nicht schön. Je älter Minou wurde, umso mehr setzten ihr die Winter zu. Einmal fuhr ich nach Berlin, parkte das Auto in Mitte, stieg aus, und …

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Sind wir zu blöd? Sind wir Staatsfeinde?

Die Grundsteuererklärung spaltet die Menschheit mit Grundbesitz in zwei Hälften. Es gibt die, die dauernd allen erzählen, alles sei kein Problem. Und es gibt die Abweichler. Die ewigen Nörgler. Eine Weile lang überlegte ich, auf welche Seite ich mich schlage. Denn eigentlich finde ich Steuern zahlen ja gut …

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Vom Hof ins Dorf und in die Landschaft

Wer in den neunziger Jahren in brandenburgische Dörfer kam, stieß allenthalben auf verlassene Stallanlagen. Die langen, barackenartigen Gebäude waren mit Wellasbest gedeckt, die Wände roh gemauert und meist unverputzt, die Flächen betoniert, hier und da von Silagegruben unterbrochen. Hin und wieder lugten Reste der Vorkriegszeit hervor; alte Ziegelscheunen oder Ställe, meist lieblos umgebaut. Diese Ensembles machten einen verlassenen und unbelebten Eindruck – kaum vorstellbar, dass hier einmal viele Tiere mit ihrem Muhen, Grunzen, Schnattern und Gackern, mit viel Mist und Gülle die Luft gefüllt hatten. Noch unwirklicher war die Vorstellung, dass hier vor gar nicht langer Zeit noch Menschen gearbeitet hatten.

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Pappeln werden gemocht

Engagement für die Natur und völliges Unwissen über sie kommen heute auf seltsame Art zusammen. Überlegungen zu einer Gesellschaft, die sich in einem Modus des Dauerengagements befindet – und vielleicht gerade deshalb nichts sieht.

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Krieg und Frieden

Wir sollten froh sein, dass wir im Frieden aufwachsen, sagten meine Großeltern. Auch wenn nachts Panzerkolonnen durch die Wälder krochen, Atomsprengköpfe auf unseren Sandkasten zielten, Kampfjets über den Kartoffelacker donnerten – den Großeltern konnte man in dieser Sache nicht widersprechen. Mit Krieg kannten sie sich aus.
Wie lang wird diesmal der Krieg dauern? Und wann ist er vorbei?
Wenn kein Schuss mehr fällt, keine Granate mehr krepiert – wie lang dauert es dann noch bis Frieden ist?

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Vor der eigenen Tür muss man aber auch was finden können

In meiner Familiengeschichte taucht im frühen 19. Jahrhundert ein Adam Würth auf, er ist ein direkter Vorfahre in fünfter Generation. Würth war Schauspieler, Regisseur, Theaterdirektor und Schriftsteller, er arbeitete am Theater an der Wien und an erstaunlich vielen deutschen Häusern, gab das „Magazin für Lachlustige“ heraus und war mit einer fahrenden Truppe unterwegs. Es gibt […]

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Vor der eigenen Tür

Als wir den Marktplatz von Beeskow erreichen, lacht B. und meint, hier sehe es aus wie in Kolumbien. Dieser rechteckige Marktplatz, die farbigen, zweitstöckigen Häuser. B. ist in Korea aufgewachsen und hat in Bogota gelebt. Sie muss es wissen. Und sie hat recht. In Zeitungen, in denen es statt des Kulturteils ein Feuilleton gibt, lässt […]

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Die Konsequenzen des Lebens

Aufgegebene Kate in der Feldflur bei Mädewitz

Dieser Wohnplatz bei Altmädewitz vergeht. Heute sieht er idyllisch aus, das Leben, das hier gelebt wurde, wird jedenfalls bescheiden gewesen sein. Aber was sagt das aus über den Wert dieses Lebens? Gar nichts.

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Eine scholastische Gesellschaft

Unsere Gemeinde besteht aus sieben Dörfern und einigen weiteren Siedlungsflecken. Um über die Neuigkeiten und kommunalpolitische Fragen in diesen Orten zu informieren, Informationen auszutauschen und dörfliche Probleme zu diskutieren, gebe ich mit einigen Mitstreitern eine kleine Zeitung heraus. Sie erscheint dreimal im Jahr und es gibt dabei einen einfachen Grundsatz: Je mehr Leute in der […]

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Zäune

Ein Sinnbild der letzten ein, zwei Jahrzehnte sind für mich hierzulande die Zäune. Neue Zäune überall. In der Regel sind sie heute doppelt so hoch wie in den Zeiten meiner Kindheit, sie sind häufig von zweifelhafter Schönheit und zudem immer öfter ganz und gar undurchsichtig. Diese Entwicklung scheint mir längst nicht mehr nur auf Eigenheimquartiere […]

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Vielleicht mochte ich das alte Bunt lieber

In vielen Städten gibt es derzeit Initiativen, die auf das Bunte zielen. Sie heißen „Sowiesostadt ist bunt“ oder „Soundsoberg ist bunt.“ Das „bunt“ hat nichts mit der „Bunten“ zu tun, dieser Zeitschrift mit Promi-Fotos. Die stammt aus einer ganz anderen Zeit, als „bunt“ noch Assoziationen wie abwechslungsreich, unterhaltsam und unzusammenhängend weckte, wahrscheinlich auch oberflächlich. Damals […]

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Seen entdecken

Es gibt diese Sonntage, von denen man meint, sie könnten die letzten sein. Der Sommer strahlt schon etwas matter und zwei Tage Regen würden ihm das Genick brechen. Aber heute wird die Morgenkühle noch einmal weichen und das erste Licht scheint durch die Kiefern und auf die Firste der Dörfer, die noch still sind, als […]

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Mist für Leipzig

Manchmal machen Menschen seltsame Anschaffungen. Manche Leute bauen Swimming­pools in ihre Gärten, die aus der Luft betrachtet wie seltsame knallblaue Punkte aussehen. Andere kaufen neue Aufsitzrasenmäher, mit denen sie ganze Maisfelder flach mähen könnten. Wieder andere schaffen ein Wohnmobil an.

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Verhüllt im Saal

Seit mehr als einem Jahr erledigen wir viele unserer täglichen Verrichtungen mit einer als „Mund-Nasen-Schutz“ bezeichneten Gesichtsmaske. Erst waren es so genannte Alltagsmasken, meine Mutter nähte sie für die ganze Verwandtschaft aus Stoffresten. Gerade als sich die Modeindustrie der neuen Textilen annahm, wurde das Tragen der FFP-2-Masken obligatorisch. Diese Vorschrift wurde unterschiedlich streng gehandhabt, der […]

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Die Linie übertreten

An Corona im Dorf hat man sich gewöhnt. Ich meine nicht an die Krankheit, sondern an das Dauerausfallen aller öffentlichen Veranstaltungen, an die dunklen Fenster des Dorfclubs und daran, dass es kein Osterfeuer gibt. Man ist privater geworden, trifft nur die, die man gut kennt und von denen man weiß, wie sie über alles denken und wie sie es halten. Vorige Woche riss mich eines Morgens etwas aus diesem Wattegefühl.

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Heizen und beheizt werden

Nach zwanzig Jahren sind die alten Eichenpfähle dann doch mal durchgefault. Sie legen sich in den Wind, der Zaun hängt schief. Ich repariere sie nicht alle auf einmal, sondern ersetze sie Stück für Stück durch Robinienpfosten, die halten nochmal so lange. Das alte Eichenholz säge ich für den Ofen auf, es hat nach all der Zeit, verwittert und vergraut wie es ist, immer noch einen enormen Brennwert. Auch altes Obstgehölz ist zum Heizen sehr gut geeignet.

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Zeit schinden im Verfall

Die Scheune war also schief, außerordentlich sogar und übrigens windschief, also von West nach Ost geneigt, wie ringsum die Bäume auch. Man musste nun wirklich fürchten, sie könnte umfallen. Aber vor allem staunte man, wie es der Wind geschafft hatte, das Gebäude so zu beugen? Das ist eine lange Geschichte, 130 Jahre alt. Es gab […]

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Beerdigungen

Am 3. Januar ist Ruth S. Im biblischen Alter von 93 Jahren gestorben. Ruth war eine der ersten Wolluperinnen, die wir im Sommer 1992 kennenlernten, als wir, eine Gruppe von drei Frauen, drei Männern und zwei Kindern aus Leipzig und Berlin, voller Tatendrang und revolutionärem Elan im Dorf ankamen und zunächst in zwei kleinen Wohnungen im Verwaltungsgebäude des Landwirtschaftsgutes Quartier bezogen.

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Kronen-Tinnitus

Mit 44 Jahren wurde ich in unsere Gemeinde­vertretung gewählt. Ich hatte bis dahin nicht viel Ahnung von Kommunalpolitik, weder überblickte ich die Strukturen, noch hatte ich Klarheit über die Aufgaben einer Gemeindevertretung. Dass ich überhaupt kandidierte, lag an der Aufbruchstimmung, die damals in unseren Dörfern herrschte. Es gab einige neue Leute, die sich einbringen wollten, […]

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Ortsbildstörend

An einem Tag im Sommer besuchte uns eine alte Freundin von mir. Sie hatte ihr Auto geparkt, stieg aus, schaute sich um, und bemerkte, das sei ja hier fast ein schönes Dorf. Gemessen an dem, was man in dieser Gegend erwarten kann. Mir kippte fast die Kinnlade runter. Wir standen auf dem Gehweg aus schief getretenen Platten aus den 1980er Jahren vor unserem schmiedeeisernen Gartenzaun, den jemand lange vor uns orange angestrichen hat.

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Armut und Gesicht

Es ist so eine Sache mit den Kleinstädten. Sie gelten als eng oder irgendwie uncool, mancher schämt sich ihrer. Ein echtes Dorf geht inzwischen schon wieder als exotisch durch. Die Vorstellung des Hausschlachtens nötigt den Großstädtern Respekt ab, da fließt Blut, man weiß nicht, ob man damit zurechtkommen würde. Also hält man etwas Abstand. Aber […]

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Zwischen Grunow und Alexanderplatz

Wo ist das eigentlich, das Ankommen? Und wie ist es zu beschreiben? Ist es ein Ort, vom dem man ausschwärmt in die Umgebung, um dann wieder zurückzukehren und am Abend beim Glas Wein im Garten? Wie groß ist der Radius, den man ziehen darf, um das Ankommen nicht zu strapazieren? Und schwebt über allem auch die Drohung des Fortgehens?

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Dieseits und Jenseits der Eierschecke

Meine Großmütter waren jederzeit Staatsangehörige des gleichen Landes, freilich eines Landes mit mehrfach wechselndem Namen und Zuschnitt. Aber immer verlief zwischen ihnen eine unüberwindbare Grenze. In meiner Gegenwart jedenfalls haben meine Großmütter nie miteinander gesprochen. Wozu auch. Die eine Großmutter lebte an einer von Robinien gesäumten Straße. Die sandigen Bürgersteige wurden geharkt. Vom Küchenfenster sah […]

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Augen auf im Agrarkonflikt!

Als ich auf das Feld trat, standen dort schon Vera und Klaus. Sie waren aschfahl im Gesicht, begrüßten mich ernst und sahen dann unsicher zum Deich hinüber. Ich überlegte kurz, was sie so mitgenommen haben mochte, dann machte Vera eine Andeutung: Sie war verärgert, enttäuscht, verunsichert – von mir. Das war zum Glück ein Missverständnis. […]

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Von Landstreichern und Obdachlosen

Im Giebel hatte die Scheune ein Fenster, das – obwohl in über zwei Metern Höhe eingesetzt – mit schweren Eisenstangen gesichert war. Man sah dem Gitter die Mühe an, die damals in die Bewehrung dieses Fensters investiert worden war. Offensichtlich hatte man Eindringlinge fernhalten wollen. Eindringlinge, hier? Das kann ich mir kaum vorstellen.

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Holzweg, jetzt auch als Laminat

Woraus besteht das Hemd, das ich kürzlich in Eile gekauft habe? 65% Baumwolle, 35% Polyester steht auf dem eingenähten Waschzettel. Wer es genäht hat und wo es herstammt, steht dort nicht. Vermutlich kommt es aus Bangladesch, denn es war recht günstig. Woher die Baumwolle und das Polyester kommen, lässt sich nicht sagen. Ganz sicher ist […]

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Mauern gegen die Wut

Es ist Winter, und alles kommt nicht so recht voran. Vielleicht muss man es anders sagen: Alles Mögliche kommt voran, aber man sieht es nicht. Die Hygienekonzepte zum Beispiel, die mein Mann machte, kamen voran, aber dann musste er sie wieder in die Tonne treten. Er machte neue. Dann waren auch die für die Katz. Wie in der alten K und K Monarchie versickern Kraft und Zeit im Verfassen und Hin-und Herreichen von Papieren, die dann in den Verwaltungen in den Schubladen liegen, oder in Dateiordnern, um irgendwann ohne weiteres Ansehen gelöscht zu werden.

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Nicht mehr bummeln, liefern lassen!

Dass es auf dem Land weniger Einkaufsmöglichkeiten gibt als in der Stadt, ist allgemein bekannt und mit bloßem Auge leicht erkennbar. Tritt man zum Beispiel aus meinem Haus, kann man sich noch so sehr anstrengen und sogar ein Fernglas zu Hilfe nehmen, man wird keine Geschäfte finden. Versorgen kann man sich dennoch.

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Baustoff, Tier und Freude

Auf unserem Grundstück lagern in diversen Stapeln Ziegelsteine. Wir haben sie beim Abriss von Schuppen und Wänden geborgen, abgeputzt und aufgestapelt. Andere haben wir aus der Erde geholt, es ist erstaunlich, wie viele intakte Steine man da findet. Immer wieder einmal nutzen wir sie zum Weiterbauen an Haus und Hof, manchmal geben wir auch welche an Nachbarn und Freunde ab.

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Gras, Heu und Disteln

Wir haben eine schöne Wiese, da stehen Schafe drauf. Es sind rauhwollige Pommern, eine anspruchslose Rasse, die weder Kraftfutter noch Rüben benötigt, man braucht nur Gras, um sie satt zu kriegen. Im Winter halten wir drei bis vier Tiere, im Sommer, wenn die Lämmer gekommen sind, können es auch mal neun oder zehn sein. Die Fläche reicht über den längsten Teil des Jahres, sodass ich nur wenig Heu zukaufen muss.

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Urbane Speckwürfel der Hoffnung

Die Stadtflucht- und Landlustdebatte begleitet uns schjon seit einigen Jahren. Im Zusammenhang mit ihr ist von neuen Hoffnungen die Rede. Aber wer ist gemeint, wenn Planer von Zukunft sprechen? Wer ist Gestaltender? Und wer nicht? Aus wessen Lebenserfahrung heraus wird Zukunft gedacht?

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Baustoff

Im Wald bei Bernau steht ein Stück UNESCO-Weltkulturerbe. An der Autobahn wird es auf einem Schild als »Bauhaus-Denkmal Bernau« angekündigt. »Denkmal« klingt nach Sockel und großer Geste. Tatsächlich staffelt sich das Gebäude in einem leichten Bogen einen Hügel hinab, führt hin zu einer Kombination aus Turnhalle und Seminarhaus, hinter der ein kleiner Badesee liegt. Aus […]

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Von der Freiheit der armen Bauern

Die Scheune ist gut 130 Jahre alt und sehr schief. Sie steht auf dem freien Feld und misst etwa sieben mal neun Meter. Man hat sie in Fachwerk errichtet und halbwegs parallel zu einem Wohnhaus angeordnet, allerdings nicht viel Mühe auf die Fluchten verwendet. Vielleicht war aber auch der Weg, an dem beide Giebel ausgerichtet […]

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Die Lust am eigenen Brunnen

Immer wieder begegnet uns auf dem Land eine große Freude daran, unabhängig zu sein. Eigene Kartoffeln, eigene Heizsysteme, eigenes Wasser zu haben. Wir fragten uns, warum. Bis wir selbst Teil der Sache wurden.

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Der Deckel auf der Regentonne

Vor etwa zehn Jahren hörte ich in Osnabrück den Vortrag eines Mitarbeiters der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), der mich sehr beeindruckte. Die GIZ ist ein Unternehmen, das die Bundesregierung bei Projekten in vielen Teilen der Welt unterstützt. Über diese Arbeit kann ich nichts sagen, hier geht es nur um den Vortrag. Denke ich heute daran, fällt mir auf, wie komisch ich ihn damals fand und wie wenig ich heute noch darüber lachen kann.

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Kartoffeln der Weltanschauung

Während meines Studiums nahm ich an einem soziologischen Projekt mit der Uni Hannover teil. Ich studierte damals in Leipzig. Die Mauer war gerade gefallen und so erlebte ich es als aufregend und verheißungsvoll, „in den Westen“ zu kommen und dort andere junge Menschen kennenzulernen.

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Das Northern Kingdom und ähnliche Gegenden

In den USA fahren ja wirklich viele von diesen großen Pick-Ups herum. Es gibt sie als dunkle, militärisch anmutende Versionen oder eher in Richtung Agrarvehikel. Ich habe sie mir vor zwei Jahren auf den Straßen im Staat New York genau angesehen. Wir fuhren nach Norden und ich war überwältigt von der Schönheit, die sich mir in der Gegend bot.

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Mit den Indianern fühlen

Ein geheimes Band verbindet die Ostbrandenburger mit den Indianern. Indianersein ist eine Frage der Mentalität.

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Amerika an der Oder entdecken

Vor dem Supermarkt in Beeskow im Landkreis Oder-Spree ist ein großer Parkplatz. Wenn dort am Abend kurz vor Ladenschluss schwere Pickups vorfahren, braucht es nicht viel, um sich vorzustellen, man wäre nicht im Osten Deutschlands, sondern im Mittleren Westen der USA.

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